Erstes Dialog-Forum „Musikkultur im Hessischen Kegelspiel“

 

Aus Anlass des Besuches von Staatsminister Wintermeyer hat das Jugendmusiknetzwerk ein Dialogforum zur Musikkultur im Hessischen Kegelspiel veranstaltet.
Die Veranstaltung fand am 28.07.2016 von 11:00 Uhr bis 13:00 Uhr in Hünfeld im Pfarrzentrum St. Jakobus statt.


Das Jugendmusiknetzwerk hat am Wettbewerb "Hessischer Demograhiepreis 2016" teilgenommen und ist in einer Vorwertung bei 91 Teilnehmern unter die ersten sechs gekommen. Der Demografiebeauftragte der Landesregierung, Axel Wintermeyer, reiste nach Hünfeld, um sich das Jugendmusiknetzwerk im Hessischen Kegelspiel e.V. vorstellen zu lassen.

 

 

 

Vielfältige Sichten auf die Musikkultur im Hessischen Kegelspiel konnten angerissen und ausgetauscht werden und einige neue Impulse sind im Ideenspeicher unserer Strategie protokolliert worden und warten auf Umsetzung.

 

Nachfolgend ein Auszug der Wortmeldungen  im offenen Forum:

 

 

 

Axel Wintermeyer, Staatsminister und Chef der Hessischen Staatskanzlei

„Mit Musik junge Menschen an die Heimat binden.“
 

"Wir beobachten allgemein eine Veränderung des Vereinslebens. Die Langfristbindung von Ehrenamtlichen zur Übernahme von Rollen mit Verantwortung nimmt ab. Leichter ist es den zur Verfügung stehenden zeitlichen Rahmen für konkrete Initiativen zu gewinnen. Unsere Aufgabe in der Polititk ist es diesen Wandel zu Initiative-Engagement eng zu begleiten, da durch die wiederholte Teilnahme an Projekten eine neue Art langfristiger Bindung und ehrenamtlichen Engagements entstehen kann, welches zur Aufrechterhaltung der Kultur auf dem Land dienen kann.  

 

Dieses Projekt hat mich unheimlich fasziniert, weil so viele junge Leute mitmachen, dass ein Wille und eine Kraft dahinter steckt.

Was mich am meisten am Projekt „Winds, Strings & Voices“ beeindruckt, ist, daß viele, die nicht mehr hier im ländlichen Raum wohnen, sondern im gesamten Bundesgebiet verteilt leben, immer wieder in ihre alte Heimat zu Proben und Projekten kommen und damit eine Verbindung zur Heimat aufrecht erhalten."

 

 

Carsten Trapp, Mackenzell, Geschäftsführer Trapp Wagner Architekten

 

In einem schnell wachsenden jungen Unternehmen ist man oft auf Personalsuche. In der Region gibt es keine Studienplätze für Bauingenieur oder Architektur, d.h. wir sind daraufangewiesen, dass junge Menschen nach dem Studium Gründe finden in den ländlichen Raum zurück zu finden. Als wichtigstes Entscheidungskriterium  wird oftmals die intakte soziale Bindung durch Familie und Freunde gesehen, welche sich je nach Alter dann noch mit den mittelfristigen Plänen für Familie mit Kindern und Wohnumfeld ergänzen.  Vereinssport und Musikkultur sind Stärken unserer Region und sind ideal geeignet in verschiedenen Modellen den gesamten Lebenszyklus zu begleiten und Gemeinschaft zu erleben.

 

 

 

Carolin Meyer, Mackenzell, BWL Studentin in Heilbronn

 

"Ich bin zur Zeit Studentin in einem BA Studiengang für BWL, d.h. ich bin 3 Monate im Studienort Heilbronn und dann wieder 3 Monate hier in der Region bei meinem Arbeitgeber tätig. Ich kann bestätigen, daß es nicht ganz einfach ist, in der Stadt mal schnell zum Musikverein zu gehen um Gemeinschaft zu erleben oder gar bei anspruchsvollen Konzerten mitzuwirken.  Das Angebot in unserer Region zur Mitwirkung in verschiedensten Musikprojekten ist einfach toll und ich kann trotz Studium immer wieder daran teilnehmen und mich weiterentwickeln."

 

 

Annkatrin, Großentaft, Jugendliche im Musikkops

 

"Ich gehe noch zur Schule und mache in zwei Jahren mein Abitur und ich frage mich, was kommt danach?

In meinem Verein siehe ich viele Jugendliche, die am Wochenende nach Hause kommen und die musikalische Arbeit und die Gemeinschaft der Vereine unterstützen. Mir ist bewußt, daß wir ohne die in unserer Leistungsfähigkeit stark eingeschränkt wären und dass unsere tolle Gemeinschaft durch diese Jugendliche enorm bereichert wird."

 

 

Christopher Dehl, Eiterfeld, Posaunist im Landespolizeiorchester Rheinland-Pfalz

 

Ich habe in Frankfurt bei Prof. Hans Rückert Posaune studiert und im letzten Jahr eine Stelle in Mainz im Polizeiorchester bekommen. Weiterhin komme ich gerne jede Woche nach Hause zu meinem Heimatorchester, dem Orchesterverein Eiterfeld, um diesen vor allem in der Probenarbeit als Dirigent zu unterstützen.

Auch während des Studiums hat mir die Arbeit mit dem Orchester und mit den in unserer Region möglichen Ensembles viel gebracht. Ich konnte neu gewonnenes Wissen sofort in der Praxis anwenden und dadurch vertiefen. Oft kann man mit dem nötigen Know-how erstaunliche Ergebnisse in der Laienmusik erzielen. Dazu sind aber studierte Lehrer und Ensembleleiter nötig, die über dieses Wissen verfügen. Wir müssen also für unsere musikalisch aktive Region werben und diese auch für Berufsmusiker und Musikstudenten attraktiv machen. 

 

 

Yannik Helm, Nüsttal, Musikstudent in Würzburg

Ich studiere Schulmusik  in Würzburg und praktiziere als Dirigent im Landkreis Fulda. Einmal im Jahr organisiere ich ein Projektkonzert mit Musikern aus dem Landkreis Fulda.

Ich frage mich, ob ich nach meinem Studium einen Arbeitsplatz in der Region finde oder welche anderen Einkommensmöglichkeiten ich als Musiker in der Region haben könnte.

 

 

Winfried Möller, Rasdorf, Vorsitzender Sängergruppe Hünfeld im Fulda – Rhön - Sängerbund 

Wir Chöre leiden bereits unter dem demografischen Wandel. Junge Leute sind durch Ausbildung und Beruf und durch moderne Freizeitmodelle nicht mehr so einfach in den traditionellen Vereinsprobebetrieb zu motivieren. Projektarbeit ist eine gern angenommene Alternative. Wir praktizieren dies in Rasdorf mit der jüngeren Generation bereits seit Jahren erfolgreich. Auch die Arbeit und der Erfolg des Jugendmusiknetzwerkes basiert auf einem projektorientierten Ansatz. Ich erfreue mich daran, daß meine Söhne schon seit Jahren immer wieder gerne von Kassel nach Hause kommen und diese Projekte unterstützen und gleichzeitig ihre soziales Netzwerk und ihre musikalischen Fähigkeiten pflegen.

 

 

Uli Thümmler,  Mackenzell, Geschäftsführer IHB 

Die Wirtschaft ist zu wenig mit Kultur durchwoben. Mir liegt am Herzen, das Unternehmen sich stärker für Kultur einsetzen und damit zu einer besseren Gesellschaft beitragen, die weniger von Profitgier gesteuert wird.

Ich genieße mein Berufsleben unter anderem deshalb, weil Gespräche in meinem beruflichen Umfeld und auch die Ziele meiner Arbeit sehr stark mit dem Willen verbunden sind Kultur zu pflegen und zu erhalten.

 

 

Joerg Bachmann, Hünfeld, Marketingleiter VR-Bank NordRhön e.G.

Schön dass es in unserer Region so viele Möglichkeiten gibt das Hobby Musik zu pflegen. Auch in unserem Unternehmen gibt es einige junge Mitarbieter, die in der Freizeit musizieren, Vielleicht wäre es sogar möglich am Arbeitsplatz z.B. ein Gesangsensemble zu gründen.

Die VR-Bank unterstützt die Konzertreihe „Winds, Strings & Voices“ bereits seit vielen Jahren. Mit dem neuen Konzept „Crowd-Funding“ gibt es zukünftig auch Möglichkeiten größere Projekte zu finanzieren. Ihr seid herzlich eingeladen euch hier zu bewerben. Viele schaffen mehr !!

 

 

Pater Barzen, Bonifatiuskloster der Oblaten M.I. Hünfeld

Flüchtlinge kommen aus Kulturen mit starkem Gemeinschaftsgefühl. Sie sind aus ihrer Heimat geflohen, haben viel hinter sich lassen müssen haben viel Verwirrendes erlebt und suchen nun entweder vorübergehend oder dauerhaft nach einer neuen Heimat, in welcher sie wieder Harmonie und Gemeinschaft erleben können. Musik ist eine Möglichkeit zur inneren Harmonie zu finden und Musikvereine bieten Möglichkeiten Gemeinschaft neu zu erleben.  Vielleicht können junge  Flüchtlingsfamilien mit Gemeinschaftserlebnissen in der Region gehalten werden. Ländliche Regionen haben durch  Leerstand von Häusern gute Chancen auch Wohnraum zu bieten und sie ins dörfliche Kulturleben zu integrieren. Flüchtlinge als eine wachsende Bevölkerungsgruppe können vielleicht sogar zur Kompensierung des demographischen Wandels beitragen.